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Steinmetz Krischke Systemtechnik GmbH

Die Anfänge

Im Jahr 1955 wurde in Herxheim in der Pfalz die Firma Akkord Rundfunk Elektronik gegründet. Es war die Ausgründung eines Lederwarenherstellers aus Offenbach. Zunächst wurden dort Radios produziert.

1963 brachte Akkord mit der „Supertronic“ eine elektronische Fakturiermaschine auf den Markt, die für mittelständische Unternehmen gedacht war. Es handelte sich um ein Gerät in Schreibtischgröße.

1964 stieg die Firma Bosch bei Akkord ein und weitete seine Anteile in den folgenden Jahren aus. Die Firma wurde in „AKKORD Elektronik“ umbenannt und konzentrierte sich zunehmend auf Rechentechnik. Im Jahr 1971 entschied sich Bosch jedoch, diesen Geschäftsbereich und auch den Standort Herxheim aufzugeben.

Zehn der dort beschäftigten Entwicklungsingenieure gründeten daraufhin ein neues Unternehmen. Die Firma wurde nach den beiden als Geschäftsführer bestellten Hans-Joachim Steinmetz und Peter Krischke benannt: „Steinmetz Krischke Systemtechnik GmbH, Beratung und Entwicklung in der Digital-Elektronik und Computertechnik“, kurz „sks“.

Als Räumlichkeiten wurde eine Halle in der Neureuter Straße in Karlsruhe gemietet, die zum damaligen Standort der AEG gehörte.

Erste Produkte

Die Firma sks war hauptsächlich als OEM-Hersteller tätig. Es wurden also Komponenten und auch ganze Systeme entwickelt, die dann von anderen Firmen unter deren Namen vertrieben oder auch gefertigt wurden.

Für Computersysteme wurde ein Mikrorechnerkern „MC4“ auf Basis von TTL-Bausteinen entwickelt. Um die Komponenten (in Form von Doppel-Europakarten) miteinander zu verbinden, gab es ein eigenes „MC4 Bus-System“ bzw. „sks Bus-System“ mit jeweils zwei 64-poligen VGL-Steckverbindern

Das MC4-System hatte ein mikroprogrammiertes Steuerwerk, dessen Instruktionen jeweils 16 Bit breit waren. Es konnten zunächst bis zu 4 k (4096) Befehle adressiert werden, später dann über einen Umschaltbefehl bis zu 6 k. Die Instruktionen waren in EPROMs vom Typ 1702 gespeichert und konnten je nach Hardwareumgebung und Kundenanforderungen angepasst werden. Das Rechenwerk hatte eine 8-Bit-ALU und einen 16-Bit-Adresszähler. Dadurch war ein Aktivspeicher (RAM) von 64 KByte möglich. Weitere 16 allgemeine Register mit 16 Bit und 8 Befehlszähler-Register mit 16 Bit wurden im RAM gespeichert. Da es keinen Stapelspeicher gibt, dienen die Befehlszähler-Register der Speicherung von Rücksprungadressen. Damit konnten maximal sieben Unterprogramm-Ebenen verwendet werden.

Zusammen mit einem Magnetband-Interface nebst entsprechendem Laufwerk, einer Tastatur und einem 5 Zoll kleinen Bildschirm entstand aus dem MC-4 das Datenerfassungs-System KTC100 (KTC steht für „Key to Cassette“). Damit konnten Texte eingegeben, bearbeitet und am Ende auf Magnetband gespeichert werden. Über dieses konnten die Texte dann in ein Satzsystem eingelesen werden.

Das Gerät wurde von der Firma „Mergenthaler Linotype“ unter dem Namen „Linotext MBK 500“ sehr erfolgreich verkauft. Bereits dieses Gerät steckte in einem knallorangenen Gehäuse, was zum Markenzeichen der von SKS hergestellten Computer wurde.

Neben dem KTC100 gab es auch noch KTC300, KTC400 und KTF-400 in verschiedenen Bauformen und Ausstattungen. Der KTF-400 hatte anstelle eines Band- ein Diskettenlaufwerk. Alle Systeme wurden auch als ONM-Systeme angeboten und von verschiedenen Firmen unter eigenen Namen vertrieben.

Programmiert wurden alle diese Maschinen mit Hilfe eines Macro-Assemblers, der auch den Kunden und OEM-Partnern zur Verfügung gestellt wurde. Die wesentlichen Merkmale dieser Maschinensprache hat Herr Wiertalla folgendermaßen beschrieben:

  • Vielseitiger Verwendungszweck
  • 8 Bit Zeichengröße. Im Gegensatz zu zeitgenössischen Architekturen, welche mit 6-Bit-Einheiten arbeiteten, wurden Bytes zu 8 Bits verwendet.
  • Befehlscode OP-CODE aus einem Byte
  • Möglichkeit zu gepackt gespeicherten Dezimalzahlen: Jede Ziffer belegt dabei ein halbes Byte (4 Bit, Binär codierte Dezimalzahlen), das Vorzeichen belegt im letzten Byte die letzten 4 Bits.
  • Variabel lange Zeichenketten haben ein Längenfeld und werden nicht mit einem Spezialzeichen abgeschlossen.
  • Verzicht auf einen Stack. Dies macht es erforderlich, maximal 7 geschachtelte Unterprogrammaufrufe zu verwenden.
  • Grundsätzlich indizierte Adressierung unter Verwendung eines Basisregisters. Programme sind so grundsätzlich unabhängig von physischen Adressen.
  • Binäre Adressierung
  • Alle 16 Register sind Universalregister, die sowohl als Akkumulatoren als auch mit Ausnahme des Registers 0 zur Adressierung verwendet werden können.
  • Modulare periphere Einheiten ( I/O, CTRL) sind über einen Datenkanal betreibbar. Das sks System besitzt als Multiplexkanal drei Unterkanäle
  • logische Gerätenummer E/A ( 0-15) definierbar (vom Programmierer) mit der Zuweisung einem Multiplexkanal mit der Hardwareadresse (0..F) und der Kanalprogrammnummer (0..F)

Für die Entwicklung des Mikrocodes gab es auch einen Mikro-Assembler, der allerdings nur intern bei sks genutzt wurde und nicht an Kunden herausgegeben wurde.

Produkte auf Basis von Mikroprozessoren

Neben dem MC4 gab es die Systeme MC1 bis MC3, die auf dem Intel-Prozessor 8008 basierten und eher für Steueraufgaben (z.B. In Druckern) vorgesehen waren. Auf Basis des Intel 8080 entstand das System MC5, das wieder eher für Computersysteme gedacht war.

Eine Anwendung dafür war das Datenerfassungs-System DS 2038, das für die Firma Dr.-Ing. Rudolf Hell in Kiel entwickelt wurde. Auch das KTC100 wurde 1977 auf MC5 umgestellt und hieß ab da KTC10.

Eine weitgehende Neuentwicklung kam dann mit dem Intel 8085-Prozessor. Dass neue System bekam den Namen „KISS“ und basierte auf Europakarten, die über 96-polige VGL-Steckverbindungen miteinander verbunden waren. Hierfür wurde ein simples Grundsystem entwickelt (aus heutiger Sicht irgendwo zwischen BIOS und einem Bootloader angesiedelt) entwickelt, das den Namen „MOS“ erhielt.

Das KISS-System wurde ab Sommer 1979 auch in kleiner Stückzahl als Computer dieses Namens verkauft. Wesentlich populärer waren jedoch die Modelle Alphatronic P1 und P2, die Triumph Adler auf Basis des KISS entwickeln und bei ihrer Tochterfirma Diehl Datensysteme in Nürnberg fertigen ließ. Der Computer wurde auf der Messe „Systems“ in München im September 1979 erstmals präsentiert.

1981 wurde der SKS2000 vorgestellt. Dieser wurde 1982 auch zur Basis der Modelle Alphatronic P3/P4 von Triumph Adler, die unter CP/M arbeiteten.

Unter dem Namen SKS Nano (Serie 2500, z.B. Modell 2515) bot sks auch portable Systeme im Koffer-Design an. Hierbei ist „Koffer“ durchaus wörtlich zu nehmen – das Gerät hatte ein weinrotes, kunstlederbezogenes Holzgehäuse, wobei die Gehäusefront und die Tastatur natürlich aus Plastik waren.

Ebenfalls 1981 arbeitete SKS mit ITT / SEL zusammen an der Entwicklung eines Computers auf Basis des Z80-Prozessors von Zilog. Der ITT 3030 hatte ein innovatives und sehr wartungsfreundliches Design. Als Betriebssystem verwendete das Gerät CP/M oder ein durch SEL zugekauftes Betriebssystem namens BOS. Durch den modularen Aufbau war auch die Erweiterung mit einem 8086-Prozessor und dadurch der Einsatz von CP/M 86 und MS-DOS möglich. Auch eine Festplatte konnte als separates Gerät angeschlossen werden.

Um das Jahr 1982 verlagerte SKS seinen Firmensitz nach Ettlingen. Aus der Zeit danach ist nur noch wenig zu finden, auch nicht wann dort die Geschäftstätigkeit eingestellt wurde. Über Hinweise würde ich mich sehr freuen.

Personen

Dipl.-Ing. Hans-Joachim SteinmetzGründer und Geschäftsführer
Dipl.-Ing. Peter KrischkeGründer und Geschäftsführer
Ute KrischkeEntflechtung der Leiterplatten, später in der Geschäftsleitung
Helmut Wiertalla

Abteilungsleiter Software ab 1975,

Verstorben 29.5.2022

Herr RahmLeiter Hardwareentwicklung
Heiner BlumeVertrieb Inland
Dipl.-Ing. Radek LinhartSoftwareentwickler, Studium 1972 - 1976 an der Ruhr-Universität in Bochum, später bei HP
Dipl.-Inf. H. ZieglerSoftwareentwickler, Studium an der Uni Karlsruhe

Historie

1971Gründung der sks GmbH. Erster Standort ist in der Neureuter Straße in Karlsruhe, Geschäftsführer sind Hans-Joachim Steinmetz und Peter Krischke.
1972Entwicklung des Systems MC4 auf Basis von TTL-Bausteinen und der Systeme MC1 – MC3 auf Basis des Prozessors Intel 8008
1974Umzug in die Maybachstraße 10 in Karlsruhe. In dem bereits bestehenden Gebäude wurden die unteren drei Etagen angemietet.
1977In der Ottostraße 22 in Karlsruhe werden weitere Räumlichkeiten angemietet.
1979Entwicklung des KISS-Systems, das im Alphatronic P1/P2 von Triumph Adler in großer Stückzahl verkauft wird.
1980sks hat inzwischen ca. 60 Mitarbeiter, davon ca. 40 in der Entwicklung. Hinzu kommen etwa 20 - 30 Ingenieure, die projektbezogen als freie Mitarbeiter hinzugezogen werden können.
1982Umzug nach Ettlingen
1984sks schließt ein Kooperationsabkommen mit Kienzle. Kienzle wird im Auftrag elektronische Baugruppen fertigen.

Quellen:

Thread im Forum des Vereins zum Erhalt klassischer Computer e.V., Beiträge von Helmut Wiertalla (helwie44).

https://forum.classic-computing.de/forum/index.php?thread/19655-firmengr%C3%BCndung-der-sks-karlsruhe/

Beitrag aus dem Blog des HNF Paderborn

https://blog.hnf.de/tag/steinmetz-krischke-systemtechnik-gmbh/

Homepage von Helmut Wiertalla (2023 geschlossen, Link zu archive.org)

https://web.archive.org/web/20220310200921/http://wiertalla.de/AlphatronicP2.php