Erste Schritte und Austausch von Chips
Wenn ein Computer Symptome zeigt, die relativ gut nachvollziehbar sind, kann man versuchen durch logisches Denken auf den möglicherweise defekten Baustein zu schließen. Dabei ist Google sehr hilfreich - wenn man die Modellbezeichnung eines Chips eingibt, erhält man mit hoher Wahrscheinlichkeit Infos über die Funktion dieses Bausteins.
Beispiel: Wenn der Computer keine Töne mehr produziert, kann die Suche nach dem Soundchip hilfreich sein, z.B. dem 6551 im C-64, "Paula" im Amiga oder AY-3-8910 in vielen Homecomputern und Spielautomaten.
Auch die Lage eines Chips auf dem Mainboard kann ein Indiz für die Funktion eines Chips sein. Ein Chip, der direkt neben dem Tastaturanschluss auf dem Mainboard sitzt, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit für die Tastaturabfrage zuständig.
Manchmal hilft es, einen defekten Computer einige Minuten lang eingeschaltet zu lassen, ihn dann auszumachen und mit dem Fingerrücken die Temperatur aller Chips zu prüfen. Ist einer davon auffallend heiß, könnte das der Übeltäter sein. Bei defekten RAM-Chips und den typischen TTL-Chips (Bausteine mit 14 bis 20 Beinchen und einer Bezeichnung, die mit "74" beginnt) hat sich das als gutes Indiz erwiesen.
Besonders nützlich ist in jedem Fall ein Schaltplan. Selbst wenn man sich noch nie damit befasst hat, sind Computer aus den 80er Jahren meist recht gut zu verstehen. Man kann schnell die Schnittstellen identifizieren und schauen, wo die zugehörigen Verbindungen hingehen. Häufig hat man dann den Schuldigen schon gefunden. Außerdem steht bei vielen Chips neben der kryptischen Bezeichung auch ein Hinweis auf die Funktion wie z.B. "Video" oder "RAM". Schaltpläne sind oft relativ einfach per Google zu finden. Bei den meisten historischen Computern sind sie kostenlos erhältlich. Manche Universitäten haben riesige Archive mit Dokumentation zu alten Systemen.
Erfreulich ist es, wenn die Chips eines Computers in Stecksockeln sitzen. Das ermöglicht den Austausch ohne löten zu müssen. Allerdings sind Sockel auch eine häufige Ursache für Ausfälle, weil die Kontakte irgendwann möglicherweise nicht mehr gut genug leiten. Bei Computern mit vielen gesockelten Bausteinen ist es daher eine gute Idee, erstmal kräftig auf jeden Chip draufzudrücken und das Gerät dann nochmal auszuprobieren. Häufig hat das den Fehler bereits beseitigt. Man kann die Chips auch ein Stück aus dem Sockel hebeln und dann wieder reinstecken, das beseitigt Kontaktschwierigkeiten noch etwas besser. Mit Kontaktspray habe ich hingegen noch nie hantiert.
Gesockelte Chips liefern noch eine weitere Möglichkeit: Falls auf einer Platine identisch beschriftete Chips stecken, kann man versuchen, diese gegeneinander auszutauschen. Damit repariert man zwar nichts, aber möglicherweise "wandert" der Fehler und man bekommt so einen Hinweis auf den defekten Chip. Noch besser ist es natürlich, einen zweiten Computer des gleichen Typs zu haben und so die Chips hin- und hertauschen zu können. Wichtig ist hierbei, Schritt für Schritt vorzugehen und immer wieder zu prüfen, ob der Fehler gewandert ist.