Portable Computer
Bereits einige der ersten Mikrocomputer, die in der zweiten Hälfte der 70er Jahre auf den Markt kamen, wurden als „portabel“ beworben. Dies hieß in diesem Fall jedoch vor allem, dass man die Geräte ohne Gabelstapler und LKW von einem Arbeitsplatz zum anderen schaffen konnte.
Eine der ersten Firmen, die einen kompletten Büro-Computer in ein Gehäuse steckte und einen Griff daran befestigte, hieß Osborne. Ihr Gründer, Adam Osborne, hatte sich zuvor einen Namen als Autor populärer Computerbücher gemacht.
Der Osborne 1 hatte eine winzige Bildröhre und zwei im Vergleich riesige Diskettenlaufwerke in einem massigen Gehäuse eingebaut. Die Tastatur saß beim Transport als Abdeckung vorne drauf.1981 war diese Kombination eine kleine Sensation und der Computer verkaufte sich ausgezeichnet. Er arbeitete mit dem damals sehr beliebten Betriebssystem CP/M. Einer der Gründe für den Erfolg war die serienmäßig mitgelieferte Bürosoftware. Einzeln gekauft hätte die mehr gekostet als das komplette Osborne-1-Paket. Schnell gab es eine ganze Reihe von Computern, die so ähnlich aussahen.
Als ebenfalls im Jahr 1981 die Firma IBM den PC auf den Markt brachte, machte sich eine kleine, neu gegründete Firma daran, einen Nachbau davon herzustellen. Dieser sollte mit der für den IBM PC hergestellten Software arbeiten können. Als besonderes Schmankerl wurde das Gerät in ein Gehäuse gesteckt, das dem des Osborne 1 sehr ähnlich sah. „Compaq Portable“ hieß das 1982 erschienene Gerät und der Hersteller Compaq sollte in den folgenden Jahren zu einem der führenden Anbieter von Computern und Notebooks werden.
Portables dieser Bauform waren unhandlich, schwer und brauchten immer eine Steckdose. Durch den stromfressenden Röhrenmonitor wäre ein extrem starker und damit schwerer Akku nötig gewesen. Nachdem es endlich brauchbare Flachbildschirme gab, starben die Koffercomputer fast komplett aus. Heute gibt es in dieser Bauform nur noch Industrie-PCs, die z.B. Steckkarten mit Messelektronik eingebaut haben.
Die ersten Computer, die etwas mehr Ähnlichkeit mit modernen Laptops hatten, waren nahe Verwandte der Pocketcomputer, über die an anderer Stelle berichtet wird. Sie hatten etwa die Grundfläche eines DIN A4-Blattes. Auf der Oberseite war eine Schreibmaschinentastatur und ein Display eingebaut. Da große LCD-Bildschirme schwierig herzustellen und damit sehr teuer waren, mussten sich die ersten Modelle mit recht keinen Gucklöchern begnügen. Eines der populärsten Modelle war der 1982 erschienene EPSON HX-20. Er war eine komplette Computeranlage im Miniaturformat. Links neben dem Bildschirm war ein Drucker, rechts daneben ein Datenrekorder eingebaut. Mit einer Akkuladung hielt der HX-20 fast eine komplette Arbeitswoche durch - undenkbar bei modernen Notebooks. 1984 kam der Nachfolger PX-8 auf den Markt, der ein Display mit 8 Zeilen à 80 Zeichen hatte, das man über ein Scharnier hochklappen konnte.
Ein Display mit ebenfalls 8 Zeilen und 80 Zeichen pro Zeile hatte ein Computer, den Kyocera im Jahr 1983 entwickelt hatte. Das Design wurde an andere Firmen lizenziert, so dass es den gleichen Rechner in leicht unterschiedlichen Gehäusen als Olivetti M10, als Tandy Model 102 oder NEC 8201 zu kaufen gab. Besonders elegant war der M10, bei dem das Display schräg gestellt werden konnte.
Der Pionier der PC-Notebooks in der heute üblichen Bauform war 1984 Toshiba mit dem Modell T1000. Es war ein Wunder der Miniaturisierung. Die Tastatur war auffallend flach und das LC-Display gerade so groß, dass der Displaydeckel über die Tastatur geklappt werden konnte. Das Scharnier saß also nicht wie bei heutigen Notebooks am hinteren Ende des Geräts, sondern mitten auf der Gehäuseoberseite. Eine Festplatte hatte der Computer noch nicht, aber dafür war das Betriebssystem MS-DOS bereits fest eingebaut und wenige Sekunden nach dem Einschalten bereits startklar.
Den Rest der 80er Jahre verbrachten die immer zahlreicher werdenden Hersteller tragbarer Computer mit der Suche nach der idealen Bauform. Der - inzwischen immer seltener benutze - Begriff „Laptop“ entstand, was übersetzt etwa „Auf dem Schoß“ heißt. Toshiba baute riesige schwarze Monster-Notebooks mit Plasmabildschirm, von Olivetti und Compaq kamen sehr dicke Modelle mit herausnehmbarer Tastatur, Amstrad baute ein zerklüftetes Gebilde wie aus einem alten Science-Fiction-Film und verschiedene Hersteller beglückten ihre Kunden mit Dockingstationen, in denen das zugehörige Notebook nahezu komplett verschwand.
Anfang der 90er Jahre wurden sich die Modelle aller Hersteller ähnlicher, man war sich offenbar einig gewoden, wie ein Notebook aussehen muss. Die Bildschirme waren jedoch immer noch schwarz-weiße LC-Displays mit bescheidenem Kontrast und maximal VGA-Auflösung (640 x 480 Bildpunkte).
Die ersten farbfähigen Modelle hatten sehr kleine Bildschirme und waren ungeheuer teuer. Die Displays hießen „DSTN“ (Double Super Twisted Nematic) und waren kontrastarm, ungleichmäßig ausgeleuchtet, extrem blickwinkelabhängig und ungeheuer träge. Bewegte man den Mauszeiger zu schnell, wurde er zu einem verwaschenen Fleck, der kaum sichtbar über den Bildschirm huschte.
Dagegen waren die ersten Modelle mit TFT-Display eine echte Offenbarung. Eines der ersten auf dem deutschen Markt war 1994 der TI Traveler von Texas Instruments und mit 10000 Mark glatt doppelt so teuer wie ein vergleichbares Modell mit schwarz-weißem Bildschirm.
Für die Arbeit mit Windows war an einem Notebook eine herkömmliche Maus wenig sinnvoll, da unterwegs oft die Unterlage dafür fehlte. Bis Anfang der 90er Jahre wurden die meisten Notebooks noch mit MS-DOS genutzt und die Hersteller machten sich um eine Alternative zur Maus noch keine Gedanken. Von Drittherstellern wie Logitech gab es daher kleine Trackballs, die man seitlich am Notebookgehäuse anklemmen konnte. Das waren quasi umgekehrte Mäuse, bei denen man mit den Fingern an der Kugel drehte. Ab ca. 1994 hatten die meisten Notebooks so einen Trackball serienmäßig vor der Tastatur eingebaut, was gleichzeitig dazu führte, dass die Tastatur vom vorderen an den hinteren Gehäuserand wanderte. Die Maussteuerung mit der Kugel war zwar recht präzise, aber um vom einen Ende des Bildschirms zum anderen zu kommen, musste man die Kugel mehrfach drehen, was ziemlich umständlich war. Ab Ende der 90er Jahre tauchten zwei Alternativen zur Kugel auf: Von Toshiba und IBM gab es einen in die Tastatur integrierten kleinen Gummiknopf als Miniaturjoystick. Beginnend mit der Firma Apple (Powerbook 500) setzten die meisten anderen Hersteller auf Touchpads, wie man sie heute noch kennt. Trackballs gab es danach bei neu auf den Markt kommenden Geräten kaum noch. Zwischenzeitlich gab es noch ein paar eher kuriose Ideen zur Steuerung des Mauszeigers. Hewlett-Packard integrierte in den ersten OmniBooks beispielsweise eine Maus, die auf Knopfdruck rechts aus dem Gerät hüpfte, mit diesem aber über einen Plastiksteg verbunden blieb. Die Position des Mauszeigers wurde über die Stellung dieses Plastikstegs ermittelt. Man konnte die Maus daher auch in der Luft bedienen, wenn man das Notebook auf dem Schoß hatte. Wirklich bequem war diese Lösung aber nicht.
In den 90er Jahren entstanden verschiedene Notebook-Klassen, die es bis heute gibt und die um immer neue Facetten erweitert werden. Den Anfang machten Business-Notebooks, die alle zum Arbeiten notwendigen Komponenten mit an Bord hatten und damit vollwertige Arbeitsplatzcomputer waren. Um die Arbeit komfortabler zu machen, wurden Dockingstationen verwendet, an die an einem stationären Arbeitsplatz die Peripheriegeräte, ein Bildschirm und eine vollwertige Tastatur und Maus angeschlossen werden konnten.
Ab 1994 gab es extrem kleine Modelle, die man seither Subnotebooks nennt. Den Anfang machten z.B. Compaq mit dem Aero und Hewlett-Packard mit dem OmniBook 425. Subnotebooks hatten meist keine eingebauten Laufwerke für Disketten oder CDs, eine verkleinerte Tastatur und einen kleinen Bildschirm. Der ebenfalls kleine Akku führt zu einer begrenzten Laufzeit bei gleichzeitig nicht übermäßig hoher Rechenleistung.
Noch eine Nummer kleiner waren Palmtops, die es bereits ab 1989 gab. Einer der ersten Vertreter war der Atari Portfolio. MS-DOS war im ROM vorinstalliert, ebenso einige Anwendungsprogramme. Mangels Festplatte konnten Daten nur im Arbeitsspeicher oder auf Speicherkarten abgelegt werden. Wegen dem winzigen Bildschirm und der geringen Hardwareressourcen konnten Palmtops nicht unter Windows arbeiten. Das gilt auch für den HP 95LX, der 1991 auf den Markt kam und als einer der ausgereiftesten Palmtops gelten kann. Die DOS-basierten Palmtops wurden später durch Modelle ersetzt, die als Organizer gedacht waren und im entsprechenden Kapitel näher beschrieben werden.
Erst nach dem Jahr 2000 entstanden typische Einsteiger-Notebooks als Zweit-PC für zuhause und Gamer Notebooks mit schneller Grafik und großem Bildschirm. Bereits wieder ausgestorben sind Notebooks ohne Akku für den weitgehend stationären Einsatz an verschiedenen Arbeitsplätzen.
Wenig Erfolg war für lange Zeit Notebooks ohne Tastatur beschieden, die nur mit einem Stift bedient werden. „Pen Computing“ nannte das Microsoft und hatte bereits in den 90er Jahren mehrere Initiativen gestartet, solche Notebooks salonfähig zu machen. Moderat erfolgreich waren nur sogenannte Convertibles, die als ganz normale Notebooks verwendet werden können, deren Deckel aber um 180 Grad drehbar ist und so mit dem Bildschirm nach außen auf die Tastatur geklappt werden kann.
Mitte der 2000er Jahre gab es eine weitere Initiative: UMPCs (Ultra Mobile PC), anfangs auch „Origami“ genannt. Die Geräte waren extrem kompakt, aber deutlich größer als ein Organizer. Der hohe Preis von über 500 Euro führte dazu, dass auch diese Geräte bestürzend erfolglos blieben.
Es sollte dann noch gut fünf Jahre dauern, bis sich die Welt der Notebooks fundamental zu wandeln begann. Die sogenannten Netbooks – primitive Subnotebooks mit lahmem Prozessor – hatten sich da bereits als weiteres Strohfeuer erwiesen. Dafür gab es nun Tablet-PCs, die mit dem Finger bedienbar waren und die sich mit günstigen Einstiegspreisen schnell als Drittcomputer neben PC und Smartphone etablierten. Obwohl Microsoft mit dem touch-optimierten Windows 8 schnell auf diesen Trend reagierte, waren die meisten Tablets entweder mit Apples iOS oder Googles Android-Betriebssystem ausgestattet.
Mit etwas Verzögerung stellte sich dann aber eine erstaunliche Gerätevielfalt ein. Plötzlich gab es Convertibles mit Umklapptastatur, die Notebook und Tablet in einem sind. Alternativ Tablets mit Dockingstation, die es ebenfalls zum Notebook machen. Außerdem Notebooks mit Touchdisplays, extrem flache Ultrabooks, riesige Gaming-Notebooks, reine Tablets in allen Größen und, und, und. Trotzdem sind die Hersteller unter Druck. Viele Anwendungen von Notebooks kann man inzwischen auch mit dem Smartphone erledigen und außerdem werden die Performancesprünge immer länger. Früher war ein fünf Jahre altes Mittelklassenotebook mit aktueller Software kaum mehr zu gebrauchen. Heute kann man mit so einem Gerät noch sehr gut arbeiten und für viele Anwender entfällt damit der Wunsch nach einer Neuanschaffung.