COMX COMX 35

Der COMX 35 wurde in den Niederlanden entwickelt und in Hongkong gefertigt. Es ist ein kompaktes Gerät, nur wenig größer als ein Sinclair Spectrum. Mit mäßigem Sound und ohne Grafikmodus ist das Gerät eigentlich nur mäßig interessant und das spiegelte sich auch in eher bescheidenen Verkaufszahlen wieder. In Deutschland kam das Gerät meines Wissens erst gar nicht auf den Markt. Verbreitet ist es noch am ehesten in seinem Heimatland.

Das Gehäuse versprüht den Charme der 70er Jahre mit der kupferfarbenen Metallblende rund um die Tasten und dem ringsum abgeschrägten Gehäuse. Es gibt nur wenige Gehäuseöffnungen: Hinten die Anschlüsse für das Netzteil, den Antennenausgang und zwei Klinkenbuchsen für den Datenrecorder. Rechts ermöglicht ein Schlitz im Gehäuse den Zugang zu einem Steckkontakt für einen Platinenstecker. Über diesen konnte Peripherie angeschlossen werden, z.B. ein Drucker.

Spannend am COMX 35 ist vor allem das Innenleben. Der Prozessor CDP-1802 wurde in den 70er Jahren gerne für Weltraummissionen verwendet, weil es eine spezielle Version gab, die sehr strahlungsresistent war. So kam der 1802 z.B. in den Viking- und Voyager-Sonden zum Einsatz. Selbst für einen Prozessor aus den 70er Jahren gilt der 1802 als ausgesprochen primitiv, was allerdings erklärtes Ziel bei der Entwicklung war. Der Chip verzichtet auf einen Stack und Unterprogramme - dafür kann er mit 6,4 MHz sehr hoch getaktet werden und kompensiert damit einige seiner Schwächen. Er ist in CMOS-Technologie gefertigt. Man hat den 1802 nachträglich oft als ersten RISC-Prozessor tituliert.

Im COMX 35 arbeitet der 1802 mit nur 2 MHz und macht den Rechner im Vergleich zu seinen damaligen Konkurrenten zu einer eher langsamen Maschine, die bezüglich der Basic-Geschwindigkeit eigentlich nur noch vom TI-99/4A unterboten wird. Für einen Homecomputer war dieser Prozessor 1983 nur noch wenig attraktiv und daher erstaunt es, dass ein neu entwickelter Rechenr auf dieser Basis aufgesetzt wurde, zumal ein Z80 leichter zu handhaben und umgerechnet für einen einstelligen Eurobetrag zu haben war. Der 1802 hat übrigens bis heute überlebt. Beim heutigen Rechteinhaber "Intersil" kann man ihn für ca. 75 Dollar immer noch kaufen.

Es gibt ein wenig Verwirrung um den Arbeitsspeicher im COMX 35. Die 35 im Namen rühren von den 35 KB RAM her, die in dem Gerät verbaut sind. Davon wird allerdings 1 KB für das RAM-Abbild des Zeichensatzes und 2 weitere KB für den Bildschirmspeicher genutzt und stehen nicht für andere Zwecke zur Verfügung. Der Bildschirmspeicher ist zudem nur beschreibbar, und selbst dies nur während der Austastlücke, also während der CDP 1869-Videochip keine Bilddaten auslesen muss. Ein 8 KB großer Bereich des Adressraums ist reserviert für Erweiterungsspeicher. Durch Bankswitching sollten an dieser Stelle bis zu 8 Speicherblöcke eingeblendet werden können, also eine Gesamtkapazität von 64 KB. Ob es eine solche Erweiterung gab und ob diese sinnvoll genutzt werden konnte, weiß ich nicht.

Der CDP 1869 ist gemeinsam mit einem CDP 1870 sowohl für die Video- als auch für die Sounderzeugung zuständig. Das Chip-Paar liefert er 40 x 24 Zeichen in 8 Farben, wobei die Zeichen 6 Pixel breit und 9 Pixel hoch sind. Wird der Chip im NTSC-Modus betrieben, sind die Zeichen nur noch 8 Pixel hoch. Die Farbsteuerung ist exotisch: Da Zeichen nur sechs Pixel breit sind, im Zeichensatz aber 8 Bit pro Zeichenzeile vorgesehen sind, können die beiden übrigen Bits zur Farbauswahl herangezogen werden. Wird - wie im COMX 35 - nur mit einem Zeichensatz von 128 Zeichen gearbeitet, bleibt auch im Bildschirmspeicher bei jedem Zeichen 1 Bit ungenutzt. Zusammen mit den beiden Bits aus der Zeichendefinition kommt man damit auf drei Bit und damit 8 ansteuerbare Farben pro Zeichen. Prinzipiell könnte der 1869/1870 auch Bitmap-Grafik mit 240 x 192 Bildpunkten darstellen, benötigt dafür aber knapp 8 KB, die der COMX 35 nicht als Bildschirmspeicher hat. Der Soundgenerator im 1869 kann einstimmige Töne oder weißes Rauschen oder beides gleichzeitig produzieren. Die Tonfrequenz ist in einem Bereich von 8 Oktaven wählbar, die Lautstärke in 16 Stufen regelbar.

Der Basic-Interpreter im COMX ist eher spartanisch. Immerhin sind die wesentlichen Befehle zum Umdefinieren von Zeichen, zur Cursorpositionierung, Farbsteuerung und Tonerzeugung vorhanden. Auffällig ist bei allen Befehlen, die über das Minimalbasic hinausgehen, dass die Parameter in Klammern geschrieben werden, so wie man das bei einer Funktion erwarten würde.