MOS Technology KIM-1

   

Der KIM-1 war ein Demonstrationssystem, mit dem MOS Technology die Leistungsfähigkeit des neu entwickelten 6502-Prozessors zeigen wollte. Gleichzeitig war er einer der ersten Einplatinencomputer, die man fertig aufgebaut kaufen konnte - noch vor dem Apple I und etwa zur gleichen Zeit wie der Altair 8800. Man erhielt allerdings nur eine bestückte Platine - für das Netzteil und (falls gewünscht) ein Gehäuse musste man selbst sorgen. Über die eingebaute Hex-Tastatur und ein im ROM eingebautes Monitorprogramm kann der Computer direkt in Maschinensprache programmiert werden. Daten werden mit Hilfe einer sechsstelligen Siebensegment-Anzeige dargestellt. Fertige Programme können auf Kassette gespeichert werden - vorausgesetzt, man besitzt ein entsprechendes Interface und einen Kassettenrekorder.

Unter den Computerfreaks der ersten Stunde war der recht preiswerte KIM-1 sehr populär. Da der Systembus auf der linken Platinenseite herausgeführt ist, kann das Gerät umfangreich erweitert werden.

Der KIM-1 in der Sammlung ist nicht als solcher zu erkennen. Ein riesiges, pultförmiges, orangefarbenes Stahlblechgehäuse beherbergt dort, wo man einen Bildschirm erwarten würde, ein Bussystem mit einer großen Zahl von Einschüben. Davor ist links eine alphanumerische Tastatur und rechts daneben eine Hex-Tastatur mit dem Display eingebaut. Der KIM-1 liegt direkt darunter. Er ist nur leicht modifiziert: Es wurden Kabel angelötet, um die Hextastatur des Gehäuses mit der eingebauten parallel zu schalten. Außerdem ist das Display ausgelötet und über Drahtverlängerungen an die Gehäuseoberseite verlegt worden. Die Busstecker sind über eine Adapterplatine mit den Steckplätzen des Gehäuses verbunden. Als Steckkarten sind mehrere RAM-Platinen, eine I/O-Platine für die Tastatur und eine Grafikkarte mit einem "Video RAM" der Firma Matrox eingebaut. Eine zusätzliche Entwicklerkarte kann den Prozessor im Einzelschrittmodus oder stark verlangsamt betreiben.

Dieses System habe ich direkt von einem der Entwickler, Wolfram W. Franke, erhalten. Es wurde Ende der 70er Jahre kommerziell vertrieben. Darauf lief Buchungssoftware, welche auf dem KIM-1 in reiner Maschinensprache erstellt worden war. Als Massenspeicher war eine 8"-Floppystation angeschlossen. Auch ein Matrixdrucker konnte angesteuert werden. Der KIM-1 war hier also Kern eines vollwertigen Business-Computers.