Video Technology IQ Computer

Der IQ TV512 ist der letzte mir bekannte basicprogrammierbare Homecomputer - er wurde noch 2003 für ca. 90 Euro verkauft, war aber im aktuellen Angebot von VTech nicht mehr zu finden. Er zählt von der Ausrichtung her eher zu den Lerncomputern, unter denen er allerdings eine Ausnahmestellung einnimmt. Während die meisten anderen Geräte ein kleines LC-Display integriert haben, wird der IQ TV512 am Fernseher angeschlossen.

Schaltet man das Gerät an, erscheint nach einer kurzen Begrüßungsanimation eine mit der beiliegenden Maus bedienbare grafische Oberfläche. Sie erinnert auf den ersten Blick an den Programmanager von Windows 3.1 und dient dem Start der zahlreichen eingebauten Anwendungen.

Ähnlich wie bei anderen Lerncomputern gibt es Programme zum Umgang mit der Tastatur und Quizspiele. Ergänzt werden diese durch ein Malprogramm, eine Clipart-Sammlung und ein Kompositionsprogramm. Das Gerät erhebt aber auch den Anspruch, Grundkenntnisse in der Arbeit mit Büroprogrammen und der Programmierung zu vermitteln. Hierzu gibt es ein Telefonbuch, eine kleine Datenbank, eine Textverarbeitung und eine Tabellenkalkulation. Zum Programmierenlernen ist ein Basic-Interpreter eingebaut.

Am Gerät vermisst man die Möglichkeit, einen Kassettenrekorder oder eine Floppy anschließen zu können. Die einzigen Schnittstellen dienen dem Druckeranschluss und der Verbindung zu einem PC zwecks Datenaustausch. Ein Massenspeicher ist aber auch gar nicht nötig. Im Gerät befindet sich ein Flash-ROM mit 512 KB Kapazität, in dem sich die Arbeitsergebnisse dauerhaft speichern lassen. Ein Dateimanager ermöglicht natürlich auch das Kopieren oder Löschen von Dateien.

Das Konzept des IQ TV512 ist zweifellos interessant und partiell auch gut umgesetzt. Leider kann die Arbeitsgeschwindigkeit trotz des recht flotten Prozessors nicht überzeugen. Tastendrücke und Mausklicks werden teilweise verzögert angenommen, die Bedienung ist generell hakelig und die Ergonomie der Anwendungen im Vergleich zu heutigen Windows-Programmen nicht mal ansatzweise vergleichbar. Generell sind die Anwendungen auf dem Niveau der Betriebssystembeigaben, die 1990 bei Windows oder beim Amiga üblich waren und können sich höchstens mit einfachen Sharewareprogrammen aus dieser Zeit messen. Für mich war der Basicinterpreter natürlich besonders interessant - aber auch da zeigt sich die unbefriedigende Gesamtperformance und zudem ein nur sehr minimalistischer Befehlssatz. Weder kann die Grafik angesprochen werden, noch ermöglichen PEEK und POKE einen tieferen Einblick ins System.

Ob das Gerät ein Kind eher zur Arbeit am Computer hinführt oder abschreckend wirkt, kann ich schlecht beurteilen. Ich würde für meine Kinder allerdings lieber einen alten PC der Pentium-1-Klasse aus der Wertstofftonne ziehen und das Geld für ein paar ordentliche Lernprogramme ausgeben.