Commodore A4000

Die Chance, den Amiga außerhalb des Videobereichs bei Firmen oder wenigstens semiprofessionellen Anwendern zu plazieren war 1992 bereits vertan. Nun begannen die PCs zunehmend, den Amiga auch bei Hobbyisten und Spielern zu verdrängen.

Da kam Commodore endlich mit der ersten substanziellen Renovierung des Hardwaredesigns des Amiga auf den Markt. Zuerst in Form des auf Profis abzielenden A4000, zwei Monate später mit dem A1200. Der Amiga 4000 wurde von den Amiga-Usern mit sehr zwiespältigen Reaktionen aufgenommen: Zum einen war der neue Grafikchipsatz in der Lage, 640x480 Bildpunkte halbwegs flimmerfrei mit 256 Farben zu produzieren - das konnten die damaligen PCs jedoch größtenteils bereits mit 800x600 Bildpunkten. Die größere Version mit 68040-Prozessor war mit den damals üblichen 80486-PCs zumindest vergleichbar, dafür aber wesentlich teurer. Die preiswertere Variante mit 68EC030-Prozessor ohne Fließkommaeinheit war selbst dem drei Jahre älteren Amiga 3000 unterlegen.

Im Vergleich zum A3000 wurden weitere Rückschritte deutlich: Der A4000 hatte keinen SCSI-Hostadapter mehr onboard, die Festplatte war per IDE angebunden. Das wäre angesichts der geringeren Preise für IDE-Platten eigentlich ein Vorteil gewesen, allerdings mussten die Amiga-User plötzlich auf die Illusion verzichten, der Amiga wäre fast schon eine Workstation und damit sowieso in einer ganz anderen Liga als die profanen PCs.

Ein weiterer Rückschritt gegenüber dem A3000 war der Verzicht auf den Flickerfixer. Dieser erlaubte es beim A3000, alle Amiga-Modi auf einem normalen VGA-Monitor darzustellen. Der A4000 konnte zwar einen VGA-Monitor direkt ansteuern, viele Programme schalteten aber die Bildschirmausgabe auf normales PAL zurück, was bei einem VGA-Monitor bestenfalls zu einem schwarzen Bildschirm führte. Bereits die Systeminbetriebnahme war ohne PAL-Monitor nicht zu machen. Somit musste der Besitzer eines VGA-Monitors zwingend noch einen PAL-Monitor im Schrank haben.

Nicht zuletzt erinnerte das Design des A4000 sehr stark an die billigen PCs aus eigenem Hause. Von dem Workstation-Look eines A3000 war nichts mehr geblieben.

Damit war der A4000 weder ein reizvoller Upgrade-Pfad für Besitzer von A2000 oder A500, noch eine ernstzunehmende Konkurrenz zu wesentlich preiswerteren PCs des mittleren Preissegments. Kurz: zu spät, zu schlecht und zu teuer.

Der abgebildete Monitor ist ein Commodore 1084ST, eine sehr kuriose Version dieses Monitors völlig ohne Firmen- oder Typenbezeichnung auf der Vorderseite. Selbst das Label auf der Rückseite zeigt keinen Bezug zu Commodore. Nur die Anleitung macht deutlich, dass es kein Noname-Produkt ist.