Der Mikroprozessor

Prozessoren. Untere Reihe: Intel 4004 (kein Original), 8080, 8088, i286, i386 + Fließkommaprozessor 80387, i486, Pentium. Obere Reihe: Zilog Z80, MOS 6502, Motorola 6809, 68000, 68020, 68030, 68040

Die beiden zentralen Komponenten eines Computers sind Rechen- und Steuerwerk. Vom Rechenwerk hängt es ab, welche Rechenoperationen der Computer in einem Befehlsschritt ausführen kann. Das Steuerwerk ist dafür zuständig, die Maschinensprache auszuführen. Entsprechend ist es entscheidend dafür, welche Befehle der Computer versteht.

Da ohnehin beide Komponenten aufeinander abgestimmt sein müssen und viele Verbindungen innerhalb des Computers nur diese beiden Teile betreffen, war es naheliegend, mit fortschreitender Integrationsdichte beide auf einem einzigen Schaltkreis aufzubauen.

Die Firma Intel stellte als erste 1971 so einen Baustein her. Er ging auf den Auftrag zur Entwicklung eines Steuerungs-IC für eine Rechenmaschine zurück, den Intel im Jahr 1969 von dem japanischen Unternehmen Busicom bekommen hatte. Der frei programmierbare Baustein enthielt ein Steuer- und Rechenwerk. Die äußeren Anschlüsse bestanden aus Daten-, Adress- und Steuerbus zum Anschluss von Speicher und I/O-Geräten. Damit gilt dieser Chip, der 4004, als erster Mikroprozessor der Welt. Er wurde in einem Tischrechner von Busicom eingesetzt. Der Datenbus war 4 Bit breit, der 4004 folglich ein 4-Bit-Prozessor.

Bereits die nächste Prozessorgeneration hatte einen 8 Bit breiten Datenbus. Erst diese Modelle waren leistungsfähig genug, um einen Computer damit zu bauen. Pioniere waren neben Intel auch Texas Instruments und Motorola. Zunächst wurden Prozessoren hauptsächlich in Rechenmaschinen und Anlagensteuerungen eingesetzt.

Spannend wurde die Entwicklung 1975, als die junge Firma MosTek mit dem 6502 einen Mikroprozessor auf den Markt brachte, der nur noch wenige Dollar kostete. Im Jahr darauf brachte Zilog einen stark erbesserten Nachbau des Intel-Prozessors 8080 auf den Markt, der ebenfalls erheblich preiswerter war. Diese beiden Chips - 6502 und Z80 - waren danach bis Mitte der 80er Jahre vorherrschend auf dem Markt der Büro- und Homecomputer.

Diese waren die ersten Computer, die klein und preiswert genug waren, um von Privatpersonen als Hobby oder für einfache Bürotätigkeiten (Textverarbeitung) gekauft zu werden. Da sie rund um einen Mikroprozessor aufgebaut waren, nannte man diese Geräte „Mikrocomputer“.

Bis heute ist Intel der führende Hersteller von Mikroprozessoren geblieben und damit die einzige große Konstante in diesem Markt. Aus AMD, die ursprünglich nur Intel-Chips nachbauten, ist der größte Konkurrent im Bereich von PC-Prozessoren geworden.

Eine echte Außenseiter-Geschichte ist der ARM-Prozessor. 1985 brachte die britische Firma Acorn eine Homecomputerfamilie auf den Markt, die mit einem selbst entwickelten Prozessor bestückt war. Der Computer hieß Archimedes und war außerhalb Englands nur wenig erfolgreich. Der Prozessor "ARM" (Acorn RISC Machine) war jedoch so leistungsfähig, dass Acorn ihn bis heute weiterentwickelte und an viele Hersteller lizensierte. ARM-Prozessoren stecken heute in den meisten Tablets, Smartphones und vielen anderen Geräten.